Kundgebung gegen systematischen Lohnbetrug im DHL Paketzentrum Staufenberg

Die Gewerkschaft Freie Arbeiter*innen Union (FAU) Göttingen ruft zu einer Kundgebung am Mittwoch den 19.04.2023 um 10:15 Uhr vor dem Arbeitsgericht Göttingen (Maschmühlenweg 11) auf. Zur gleichen Zeit findet im Gerichtsgebäude eine Güteverhandlung statt. In der Verhandlung geht es um einen Konflikt zwischen 24 Mitarbeitern des DHL Paketzentrum in Staufenberg bei Kassel und der Zeitarbeitsfirma WorKings.

WorKings ist ein Subunternehmen, welches Arbeitskräfte für das DHL Paketzentrum rekrutiert und anstellt. Den betroffenen Mitarbeitern wurde von WorKings über mehrere Monate hinweg Teile ihres Lohns vorenthalten. Die 24 Kollegen haben deshalb Mahnbscheide gegenüber WorKings eingereicht – insgesamt fordern sie mit Unterstützung ihrer Gewerkschaft FAU Göttingen rund 100.000 Euro ausstehende Löhne.

Bei den betroffenen Mitarbeitern handelt es sich vorwiegend um Personen aus Somalia und Eriträea. Von WorKings gab es keinen direkten Ansprechpartner sondern nur Kontakt über eine WhatsApp-Gruppe. Wer sich über die Arbeitsbedingungen beschwerte, wurde mitunter mit Kündigung bedroht.

Es liegt nahe, dass die Zeitarbeitsfirma WorKings gezielt migrantische Personen einstellte, um sie systematisch um ihren Lohn zu betrügen. Migrant*innen sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt besonders verwundbar. Zum einen, da sie oft ihre Rechte weniger gut kennen – vor allem aber, da ihr Aufenthaltsstatus in vielen Fällen an die Erwerbstätigkeit geknüpft ist und somit große Angst vor einer Kündigung besteht.

Vor Gericht wird nun zunächst der Fall eines Mitarbeiters verhandelt. Laut Berechnungen der FAU Göttingen die den ehemaligen Mitarbeiter in der Gütehandlung vertritt, stehen dem Kläger noch mindestens 6410 Euro zu. Dieses Vorgehen liegt darin begründet, dass nach dem Arbeitsrecht die Fälle einzeln verhandelt werden müssen. Vor Gericht wird allerdings ein Statement verlesen, das von allen betroffenen Mitarbeitern unterzeichnet wurde und deutlich macht, dass es sich nicht um einen Einzelfall, sondern um systematischen Lohnbetrug handelt. Sofern die Firma WorKings nicht zahlt ist zu erwarten, dass es zu weiteren Verhandlungen kommen wird.

In der Paketbranche ist es gängige Praxis, dass große Player wie DHL und Hermes sowohl in der Zustellung als auch in den Paketzentren mit Subunternehmen zusammenarbeiten. So kann DHL geltende Tarifverträge umgehen, dadurch Kosten einsparen und sich gleichzeitig aus der Verantwortung ziehen, wenn es zu arbeitsrechtlichen Verstößen und Betrug bei den Subunternehmen kommt. Der Vertrag mit der Firma WorKings wurde seitens DHL inzwischen gekündigt – Verantwortung für den Lohnbetrug muss DHL indes nicht übernehmen.

Kommt zur Kundgebung und solidarisiert euch mit den um ihren Lohn betrogenen Kollegen! Gegen die rassistische Ausbeutung von Arbeiter*innen in Deutschland und weltweit!

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